Der Österreichische Weg des „(Nicht?-) Raucherschutzes“ verursacht Gesundheitsschäden und widerspricht dem Willen der Bevölkerungsmehrheit.

Neuberger und Petz vom Institut für Umweltmedizin der Medizinuniversität Wien haben in 133 Wiener Gaststätten Feinstaub, das sind Partikel kleiner als 2,5 μm Durchmesser (PM2,5) gemessen (1) und sehr hohe Konzentrationen gefunden. Die höchsten gefundenen Median-Konzentrationen, angegeben in μg PM2,5/m3 Luft, waren in Bars 443.7, in Nachtclubs 421.1, in Kneipen 147.7, in Cafes 106.1, in Raucher-Restaurants 282.4, in Raucher­bereichen neben Nichtraucherräumen 241.3, in Nichtraucherräumen neben Raucher­räumen 67.6 und in reinen Nichtraucherlokalen 6.9 μg PM2,5 /m3 Luft. Die Umweltabteilung der Stadt Wien hat bei ihren Messungen in Raucherlokalen Spitzenwerte bis 600 μg PM2,5/m3 gefunden. (Die EU sieht zum Schutze der Gesundheit einen Jahresmittelwert von 25 μg /m3 vor.)

Prof. Neuberger kommt daher zum Schluss, dass der Aufenthalt und das Speisen in Nicht­raucher­räumlichkeiten neben Raucherräumen wegen der hohen Feinstaubkonzentration gefährlicher ist als der Aufenthalt auf verkehrsreichen Straßen.
Es wurden aber nicht nur diese hohen Partikelkonzentrationen festgestellt, sondern auch die Tatsache, dass 85.1% aller Raucherlokale die gesetzlichen Vorschriften nicht einhalten. Neu­berger kommt daher zur Erkenntnis, dass ein generelles Rauchverbot in allen Gaststätten die kosten­effizienteste Maßnahme ist, cardiovasculare Erkrankungen und erhöhte Sterblichkeit zu verhindern.
In vielen europäischen Staaten wurde dieser Weg erfolgreich beschritten: In Italien gibt es ein streng kontrolliertes generelles Rauchverbot in allen Gaststätten, in Irland, wo in den Pubs traditionell intensivst geraucht wurde, ist die Luft jetzt absolut rauchfrei, und sogar die Tür­kei, wo wahrscheinlich die stärksten Raucher wohnen, hat es geschafft, in allen Gaststätten eine absolut rauchfreie Luft zu garantieren. In Bayern wurde durch einen Volksentscheid eine Verschärfung der gesetzlichen Regelung hin zu einem generellen Rauchverbot erreicht.

In Österreich hingegen gibt es Streitereien, warum Lokale, die kleiner als 50 m2 sind, einfach Raucherlokale bleiben dürfen. Die größeren Lokale, die mit teuren, und wie die Arbeit von Neuberger zeigt, meist höchst ineffizienten Investitionen Raucherbereiche von Nichtraucher­bereichen trennen müssen, schaffen es dennoch nicht, ihre Angestellten und ihre Gäste, häufig mit Kindern, vor gefährlichen Feinstaubkonzentrationen zu schützen.
Immer wieder wird als Argument für die österreichische Lösung der Schutz der persönlichen (Raucher)-Freiheit angeführt, ohne zu berücksichtigen, dass die persönliche Freiheit des Ein­zelnen dort enden muss, wo sie Mitmenschen oder die Allgemeinheit schädigt.

Auch die von wenigen rücksichtsvollen Rauchern freundlicherweise gestellte Frage: „Stört es Sie, wenn ich rauche?“, sollte korrekterweise lauten, „Stört es Sie, wenn ich Sie ein wenig vergifte?“ und beantwortet sich daher von selbst.

Dazu noch ein Link zur Ärzteinitiative gegen Raucherschäden: www.aerzteinitiative.at !

Abschließend noch ein Hinweis auf ein zur Zeit noch nicht beachtetes Feinstaubproblem: PKW mit Benzindirekteinspritzung sind zwar sehr energieeffizient, stoßen aber 10 bis 100 mal mehr Partikel aus als PKW mit herkömmlicher Benzineinspritzung und fünf bis fünfzig­mal mehr Partikel als Diesel-PKW mit Partikelfilter.(2) Der Bericht von ADAC-Messungen (3), zeigt sogar, dass PKW mit Benzindirekteinspritzung bis 10.000 Mal mehr Partikel emit­tieren als die besten Diesel-PKW mit Partikelabscheidungseinrichtungen. PKW mit Benzin­direkteinspritzung müssten daher auch mit entsprechenden Abgasreinigungssystemen ausge­rüstet werden, aber sowohl der Gesetzgeber als auch die Autoindustrie ignorieren zur Zeit noch dieses Problem.

(1) Atmosphere 2011, 2. 171 – 181
(2) Combustion generated Nanoparticles 12TH ETH-Conf. Zürich, 23–25 Juni 2008
(3) http://www.youtube.com/watch?v=ilmN-zmYbuU